Weihnachten steht vor der Tür – daran erinnern in Deutschland nicht zuletzt die vielen Adventskalender.
Schon wieder Dezember?
Vor einigen Tagen hatte ich einen Alptraum: Es war Heiligabend, meine Familie war zu Besuch, saß am Tisch und freute sich aufs Weihnachtsessen. Da fiel mir ein, dass ich den Rotkohl vergessen hatte. Längst hatten alle Geschäfte geschlossen – zu spät, alles verloren… Panisch fuhr ich aus dem Schlaf. Mein Gott, es ist ja wirklich schon wieder Dezember! Höchste Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie ich dieses Jahr den Rotkohl zubereiten will! Auf jeden Fall sollte ich ihn mit einem Löffel selbstgemachter Orangenkonfitüre abschmecken. Wenn mir nur nicht die Zeit davonlaufen würde – wann soll ich bitte Orangenkonfitüre kochen, wo ich doch auch noch Geschenke besorgen, die Wohnung dekorieren und mit allen möglichen Leuten Glühwein trinken muss?
Die Anfänge des Adventskalenders
Während ich mich im Weihnachtsstress manchmal frage, ob sich der Geburtstermin des Heilands nicht doch irgendwie rückwirkend verschieben lässt, konnte ich das große Fest als Kind gar nicht erwarten. Ein Adventskalender verkürzte mir die Zeit. Vom ersten bis zum 24. Dezember durfte ich jeden Tag ein Geschenk öffnen. Meist gab es Schokolade, manchmal auch einen Bleistift oder kleines Spielzeug. Keine sehr opulenten Geschenke – aber doch weit mehr, als die Adventskalender des 19. Jahrhunderts zu bieten hatten: In protestantischen Familien wurden 24 Kreidestriche an die Tür gemalt, von denen jeden Tage einer weggewischt wurde, in katholischen durften die Kinder jeden Tag einen Halm Stroh in die Weihnachtskrippe legen. Wem das zu wenig war, der hängte nach und nach 24 Bilder an die Wand.
Adventskalender für jeden Geschmack
Im 20. Jahrhundert entwickelten sich unzählige weitere Varianten des Adventskalenders: Abreißkalender, Weihnachtsuhren oder Himmelsleitern (kleine Treppchen, auf denen ein Engel jeden Tag eine Stufe nach oben gesetzt wird). Heute dominieren Adventskalender mit 24 Türchen. Hinter den Türchen wartet ein Bildchen oder auch eine kleine Süßigkeit. Oder auch etwas völlig anderes – es gibt zum Beispiel Adventskalender mit Kosmetikprodukten oder Bier. Diverse Tierfutter-Produzenten vertreiben zudem Adventskalender mit Leckerlis für Hunde und Katzen. Ein Norddeutscher Adventskalender hat es sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft: Der längste Adventskalender der Welt (77,5 Meter) befindet sich in der Stadt Tönning. Vom ersten bis zum 24. Dezember wird jeden Tag ein Fenster eines alten Speichers geöffnet, das dann hell erstrahlt. Auch das Wiener Rathaus fungiert auf diese Weise als öffentlicher Adventskalender.
Nervennahrung gegen den Weihnachtsstress
Ich persönlich mag am liebsten die simplen Schokoladen-Adventskalender. Sie erinnern mich an meine Schulzeit. In der Pause sind wir zu Aldi gegangen, haben uns so einen Adventskalender gekauft und in der nächsten Unterrichtsstunde alle 24 Stücke Schokolade auf einmal gegessen. Das war streng verboten und sehr spaßig. Und ist Schokolade nicht schließlich Nervennahrung, die wir im Weihnachtsstress gut brauchen können? A propos Weihnachtsstress: Ich muss mich jetzt wirklich um die Orangenkonfitüre kümmern!
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