Ein Kult-Essen und seine Geschichte

Alle lieben Döner. Dass eine Köstlichkeit mit Migrationsgeschichte einmal zur deutschen Identität gehören würde, hat sich niemand träumen lassen, als in den 1960er „Gastarbeiter“ aus der Türkei nach Deutschland geholt wurden.

Ein kulinarisches Symbol

Kein Schnellgericht ist in Deutschland so beliebt wie der Döner. Das hat 2022 das Umfrageinstitut Yougov 2022 herausgefunden – oder besser: bestätigt. Hier in Berlin haben wir das natürlich schon gewusst. Längst hat der Döner bei uns Kult-Status. Das Stadtmagazin tip veröffentlichte letztes Jahr einen Artikel über die Geschichte des Döners – die ein bisschen auch Berliner Stadtgeschichte ist, denn es war der türkische Betreiber eines Imbisses am Kottbusser Damm, der 1972 zuerst auf die Idee kam, mit Dönerfleisch Fladenbrot zu befüllen. So jedenfalls will es die Legende.

Der Döner symbolisiert erfolgreiche Multikulturalität – und das nicht nur in Berlin. Zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls und der deutschen Einheit startete die Bundesregierung eine Imagekampagne rund um die deutsche Identität. Der Döner durfte da nicht fehlen: Auf Plakatwänden war das Foto eines Döner-Imbisses zu sehen, darunter der Slogan: „Das ist sooo deutsch.“

Zu Gast zum Schuften

Dass eine Köstlichkeit mit Migrationsgeschichte einmal Teil der deutschen Identität würde, hat sich wohl niemand träumen lassen, als in den 1950er Jahren die ersten Arbeitskräfte aus Südeuropa in die BRD kamen. Die heute allseits beliebte Pizza wurde damals  abfällig „Mafiatorte“ genannt. Die Italiener, die in deutschen Fabriken schufteten, wurden als „Spaghettifresser“ beschimpft. Diskriminierung erlebten auch die Türken, die ab den 1960er Jahren als „Gastarbeiter“ einreisten.

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Dabei wurden sie von der Bundesregierung gezielt angeworben. Sie sollten zu Deutschlands wirtschaftlichem Erfolg beitragen. Fuß zu fassen sollten sie nicht – das machte schon das Wort „Gastarbeiter“ deutlich. Ein Gast bleibt eine Weile, um dann wieder zu gehen. Ein guter Gastgeber empfängt ihn gastfreundlich – die „Gastarbeiter“ konnten davon nur träumen. Während das „Wirtschaftswunder“ deutschen Haushalten neuen Wohlstand bescherte, lebten sie in spartanischen Sammelunterkünften – sprachlich und sozial von der Mehrheitsgesellschaft isoliert. In ihrem Essay Arbeit, erschienen in dem Sammelband (Eure) Heimat ist (unser) Albtraum, schreibt die Autorin und Journalistin Fatma Aydemir: „Dass die Arbeitsmigrant_innen kein Deutsch sprachen und sich kaum ‚integrierten‘, war damals nicht von Interesse. Im Gegenteil: Besser, sie blieben unter sich, lebten in denselben Stadtvierteln und pflegten ihre ‚eigene‘ Kultur und Religion. So war es leichter, sie zu kontrollieren und bei Bedarfsende zurückzuschicken.“

„Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen“

Als sich die wirtschaftliche Lage verschlechterte und Jobs knapper wurden, holte die Regierung keine weiteren „Gastarbeiter“ – und denen, die bereits da waren, bot sie Geld dafür, das Land für immer zu verlassen. Doch wie hatte es schon 1965 der Schriftsteller Max Frisch formuliert? „Wir riefen Arbeitskräfte und kamen Menschen.“ Menschen, die sich hier ein neues Leben aufbauten – und die nicht einfach gingen, weil die Regierung es so wollte.

Ein Glück – denn den Deutschtürken verdankt Deutschland viel mehr als den Döner: „Ein Deutschland ohne sie ist schlicht nicht mehr vorstellbar. Einwanderer und ihre Kinder und Enkel arbeiten heute in Fabriken genauso wie in Forschungseinrichtungen. Sie sind Künstlerinnen und Musiker, Unternehmerinnen und Impfstoffentwickler, Richterinnen und Staatsanwälte, Abgeordnete, Staatssekretärinnen oder Minister“, erklärte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum 60. Jubiläum des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens von 1961.

Dass trotzdem nicht alles glatt läuft in der multikulturellen Gesellschaft, führt das Berliner Satire-Kollektiv Datteltäter vor – in Videos voller Witz und Charme. Ihr solltet sie euch unbedingt ansehen – vielleicht bei einem Glas Çay und Baklava?

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Karl Kelschebach möchte Lernende nicht nur mit den Absonderlichkeiten der deutschen Sprache versöhnen, sondern auch ihre Neugier auf die Kuriositäten des Lebens in Deutschland wecken. Ob Spargel, Beamtendeutsch oder die Deutsche Bahn - nichts ist vor seiner flotten Feder sicher. Über manches schreibt er liebevoll, über anderes biestig - aber eine Prise Humor ist immer dabei.

Karl Kelschebach not only wants to reconcile learners with the peculiarities of the German language, but also arouse their interest in the curiosities of life in Germany. Whether it's asparagus, administrative language or the German railway - nothing is safe from Karl's quick pen. He writes tenderly about some things, and meanly about others - but there is always a pinch of humour.

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