Das neue Jahr im Futur

Das Jahr 2025 hat begonnen: eine gute Gelegenheit, über die Zukunft nachzudenken – zum Beispiel über die Zukunft in der deutschen Grammatik.

 

Nach vorne blicken

Neues Jahr, neues Glück! Vielleicht verwirklichen wir ja 2025 die guten Vorsätze, die wir bereits für das vergangene gefasst hatten, bevor wir dann leider doch wieder – stopp! Hier soll es nicht um den letzten verpatzten Dry January gehen, nicht um die Morgenroutine, die wir 2024 nach drei Tagen wieder aufgegeben haben, nicht um den Sport, den wir nicht getrieben, die Vitamin-Shakes, die wir nicht getrunken, die Vokabeln, die wir nicht gelernt haben. Hier soll es um die Zukunft gehen.

Neujahrsvorsätze

Diesen Januar werden wir wirklich keinen Alkohol trinken (die Flasche Rotwein, die wir bereits geleert haben, zählt nicht), wir werden uns wirklich eine Morgenroutine zulegen (ist eine Tasse Kaffee eigentlich schon eine Morgenroutine?), wir werden wirklich Sport treiben, Vitamin-Shake trinken und Vokabeln lernen. Dabei werden wir so entspannt sein wie nie zuvor, denn natürlich werden wir das alles aus innerem Antrieb tun. Werden wir nicht? Na gut, dann halt nicht. Ich brauchte nur ein paar Beispiele fürs Futur I.

Morgenroutine im Futur I

Im Futur I formulieren wir Pläne, Absichten und Prognosen. Es setzt sich aus dem konjugierten Hilfsverb werden und dem Hauptverb im Infinitiv zusammen: Im neuen Jahr werde ich jeden Morgen einen Kaffee trinken. Vielleicht werde ich diese Morgenroutine um Yoga-Übungen, wahrscheinlich aber nur um einen Keks ergänzen.

Die Zukunft im Präsens

Doch nicht immer, wenn es um die Zukunft geht, ist das Futur I im Spiel. Verabredungen etwa treffen wir normalerweise im Präsens. Wenn ich eine Freundin treffen möchte, könnte ich sie im Chat beispielsweise fragen: Trinken wir morgen ein Bier zusammen?“ (Nicht: Werden wir morgen ein Bier zusammen trinken?“) Sie könnte darauf antworten: „Vielleicht trinken wir lieber einen Tee – Dry January und so…“ Egal, auf welches Getränk wir uns schließlich einigen – wir tun es im Präsens. Auch im Wetterbericht oder in Informationen über Termine begegnet uns das Futur I normalerweise nicht.

Die Gegenwart im Futur

Dafür begegnet es uns manchmal in Sätzen über die Gegenwart. Das Futur kennzeichnet solch einen Satz als Vermutung. „Mario wird immer noch rauchen kann so viel bedeuten wie: „Ich gehe davon aus, dass Mario immer noch raucht“. Vielleicht bin ich auch zuversichtlicher, was Marios Tabakkonsum betrifft, und glaube, dass er aufgehört hat zu rauchen. Dies kann ich im Futur II ausdrücken, einer Kombination aus dem konjugierten Hilfsverb werden und dem Perfekt des Hauptverbs: „Mario wird das Rauchen inzwischen eingestellt haben.“

Die zukünftige Vergangenheit

Das Futur II hat noch eine weitere Funktion. Es kann ausdrücken, dass etwas in Zukunft bereits Vergangenheit, bereits abgeschlossen sein wird: Spätestens im Februar werden wir unsere Neujahrsvorsätze gebrochen haben. Dafür werden wir bis dahin Futur I und Futur II verstanden haben. Und ist das etwa nichts wert?

Karl Kelschebach möchte Lernende nicht nur mit den Absonderlichkeiten der deutschen Sprache versöhnen, sondern auch ihre Neugier auf die Kuriositäten des Lebens in Deutschland wecken. Ob Spargel, Beamtendeutsch oder die Deutsche Bahn - nichts ist vor seiner flotten Feder sicher. Über manches schreibt er liebevoll, über anderes biestig - aber eine Prise Humor ist immer dabei.

Karl Kelschebach not only wants to reconcile learners with the peculiarities of the German language, but also arouse their interest in the curiosities of life in Germany. Whether it's asparagus, administrative language or the German railway - nothing is safe from Karl's quick pen. He writes tenderly about some things, and meanly about others - but there is always a pinch of humour.

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