Trotz guter Vorsätze: Auch 2023 wird Alkohol ein Thema bleiben. Immerhin eines, über das man auf Deutsch sehr differenziert sprechen kann.
Es ist Januar: Gute Vorsätze für das neue Jahr sind gefasst und die ersten auch schon wieder gebrochen worden. Weil es hier um Sprache gehen soll, könnte ich euch nun erklären, wie man im Deutschen über die Zukunft spricht: Man kann das Hilfsverb werden benutzen. Oder auch nicht. „Ich werde im Januar keinen Alkohol trinken.“ Oder: „Ich trinke im Januar keinen Alkohol.“ Geht beides.
Ein Glas Wein auf den Dry January
Okay, blöder Beispielsatz. Vielleicht lieber: Ich werde heute Abend ein Glas Rotwein trinken. Vielleicht trinke ich dann noch ein zweites. Ein Glas mit Hilfsverb, eines ohne. Und weil aller guten Dinge drei sind, trinke ich dann noch ein drittes – auf den Dry January, den kürzesten Monat des Jahres! Nach dem dritten Glas kann ich nicht mehr zählen und glaube, es sei erst das zweite, also trinke ich noch ein Glas – auf meine Oma, die mir beibrachte: „Der größte Feind des Menschen wohl, / Das ist und bleibt der Alkohol. / Doch in der Bibel steht geschrieben: / ‚Du sollst auch deine Feinde lieben!‘“
Motive zum Alkoholkonsum beschreiben
Die Deutschen lieben den größten Feind des Menschen das ganze Jahr über. Friedrich von Bodenstedt dichtete: „Im Winter trink‘ ich und singe Lieder / Aus Freude, dass der Frühling nah ist. / Und kommt der Frühling, sing‘ ich wieder – / Aus Freude, dass er endlich da ist!“ Man könnte sagen: Der Dichter glüht im Winter schon mal vor. Das Verb „vorglühen“ stammt eigentlich aus der Technik: Wenn es kalt ist, müssen Dieselmotoren vor dem Start vorglühen, also heiß werden. Wenn ihr zum „Vorglühen“ eingeladen werdet, ist damit aber etwas anderes gemeint: eine Art alkoholisches Warmup vor einer langen Nacht. Bevor man ausgeht, trinkt man gemeinsam etwas, um in Stimmung zu kommen – oder auch, um später im Club Geld zu sparen.
Vor allem im Winter wird nicht nur aus Freude getrunken, denn nicht nur der Frühling ist da, sondern auch die Stromrechnung – kann man sie sich schöntrinken? Sich etwas schönzutrinken bedeutet, dass man so viel trinkt, bis man etwas eigentlich sehr Unschönes, dank Alkohol am Ende doch irgendwie schön findet. Funktioniert leider nicht oft. Auch der Versuch, Sorgen in Alkohol zu ertränken, bleibt meistens erfolglos – die Misere wird nur immer größer, genau wie die Leber. Trotzdem gibt es ein eigenes Wort für Trinken aus Ärger, Enttäuschung, Depression: Frustsaufen.
Trinken und betrunken sein
Dass in deutschsprachigen Ländern viel getrunken wird – gern auch zu viel –, zeigt sich an den vielen verschiedenen umgangssprachlichen Ausdrücken für diese Tätigkeit: sich einen auf die Lampe gießen, zu tief ins Glas schauen, einen über den Durst trinken oder sich die Kante geben. Wer nur ein bisschen zu tief ins Glas geschaut hat, ist angeheitert oder beschwipst, wer schon unterm Tisch liegt, ist hackedicht, sternhagelvoll, sturzbesoffen oder – etwas eleganter ausgedrückt – volltrunken. Eine freundliche Formulierung für einen (leichten bis mittleren) Rausch: einen im Tee haben. Wahrscheinlich kommt diese Redewendung von der norddeutschen Tradition, Tee mit Rum zu trinken.
Moment, was schreibe ich hier eigentlich für Sachen? Ich bin doch völlig nüchtern und wollte einen ganz seriösen Beitrag darüber verfassen, wie man wie man im Deutschen über die Zukunft spricht. Na ja, mit oder ohne „werden“, mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Prost!
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