Moin? Grüezi? Oder einfach Hallo?

Welchen Gruß kann man in welcher Region benutzen?

This is our first post in German by Karl, a trainer at All on Board. As many of our course participants are B1 level or above, we wanted to offer something fun to read ‘auf Deutsch’. So here goes!

„Moin!“

Also nochmal auf Deutsch: Moin! Moment mal: Heißt das nicht „Guten Morgen“? Aber vielleicht ist es ja Abend? Vielleicht kommt ihr gerade von der Arbeit. Oder es ist Nacht und ihr habt gerade die dritte Flasche Rotwein mit Freunden geleert – da ist der Blog einer Sprachschule doch genau das Richtige. Oder nicht?

all on board - which greeting?

Mit „moin“ begrüße ich euch aber gar nicht, weil ich glaube, unser Blog sei eure Morgen-Lektüre. „Moin“ schreibe ich, weil ich aus Norddeutschland komme. Dort sagt man zu jeder Tages- und Nachtzeit „moin“ – nicht nur morgens, wie zum Beispiel in Berlin.

Nicht alle kennen die Sitten der Norddeutschen. Viele Urlauber wundern sich, wenn sie abends mit „moin“ oder „moin moin“ angesprochen werden – ein Scherz? Wollen die Leute von der Küste irgendwie lustig sein? Bekannt für ihren Humor sind sie eigentlich nicht… Haben sie vielleicht zu viel von ihrem berühmten Kümmelschnaps getrunken und können deshalb keine Tageszeiten mehr unterscheiden?

Oder lieber „Grüß Gott“?

Nein, „moin“ ist einfach eine spezielle Grußformel – genau wie das süddeutschen „Grüß Gott“. Für Norddeutsche klingt „Grüß Gott“ wie die Aufforderung, dem lieben Gott schöne Grüße zu bestellen, falls sie ihn zufällig treffen. Dabei ist „Grüß Gott“ eine Kurzform von: „Grüße dich Gott!“ Das Verb steht im Konjunktiv I. Er drückt hier den Wunsch nach einem Ereignis aus: Gott möge den Angesprochen grüßen.

Ist aber auch egal: Man kann auch „Grüß Gott“ sagen, ohne sich mit dem Konjunktiv I auszukennen. Man muss nicht mal katholisch sein – „Grüß Gott“ bedeutet nichts anderes als „Servus“. Wieder so eine regionale Grußformel – für die Schweizer unter euch: „Servus“ heißt einfach „Grüezi“.

Übrigens: Wenn ihr einen Gruß nicht versteht, wiederholt ihn einfach – damit macht ihr nichts falsch: Die Antwort auf „Moin“ ist „Moin“, „Grüß Gott“ erwidert man mit „Grüß Gott“, „Servus“ mit „Servus“, „Grüezi“ mit „Grüezi“. Strange? Dann sagt einfach „Guten Tag“ – das versteht man im gesamten deutschsprachigen Raum.

Oder doch auf Standarddeutsch?

Habt ihr Spaß an sprachlichen Kuriositäten? Dann schreibt uns doch mal eine Mail mit der Anrede „Moin“. Das ist in Berlin zwar nicht üblich – aber ich komme ja aus Norddeutschland und weiß Bescheid.

all on board - which greeting

Wenn ihr mich richtig sentimental machen wollt, könnt ihr auch „Glück auf!“ schreiben – das erinnert mich an meinen Großvater, der im Bergbau arbeitete. Mit „Glück auf!“ begrüßten sich früher die Bergleute. Wer seriös wirken will, macht so was natürlich nicht, sondern bleibt bei „Liebe/Lieber XY“ oder „Sehr geehrte Frau XY/Sehr geehrter Herr XY“.

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Karl Kelschebach möchte Lernende nicht nur mit den Absonderlichkeiten der deutschen Sprache versöhnen, sondern auch ihre Neugier auf die Kuriositäten des Lebens in Deutschland wecken. Ob Spargel, Beamtendeutsch oder die Deutsche Bahn - nichts ist vor seiner flotten Feder sicher. Über manches schreibt er liebevoll, über anderes biestig - aber eine Prise Humor ist immer dabei.

Karl Kelschebach not only wants to reconcile learners with the peculiarities of the German language, but also arouse their interest in the curiosities of life in Germany. Whether it's asparagus, administrative language or the German railway - nothing is safe from Karl's quick pen. He writes tenderly about some things, and meanly about others - but there is always a pinch of humour.

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