Idiome machen’s möglich: eine Schwarzwälder Romanze

Keine Angst vor Idiomen! Sie machen die Sprache reicher. Manche machen sogar glücklich.

Wenn die Lernenden in meinen Kursen deutsche Idiome benutzen, freue ich mich immer wie ein Schneekönig. Das ist eines meiner Lieblingsidiome: sich freuen wie ein Schneekönig

Der Schneekönig (ornithologisch korrekter: „Zaunkönig“) ist ein kleiner Vogel, der auch im Winter singt und singt und singt. Das macht sogar Berlinern gute Laune!

Gute Laune machen auch Idiome. Manche haben kuriose Geschichte, andere klingen einfach lustig. Mit Idiomen kann man nicht nur Deutschlehrer begeistern, man kann auch viel Spaß mit ihnen haben. Und manches kann man nur idiomatisch richtig ausdrücken. Zum Beispiel Gefühle.

Gefühle auf Deutsch ausdrücken

Beginnen wir mit einem ganz großen: der Liebe! Wie drückt man auf Deutsch eigentlich Liebe aus? Gar nicht, könnte man meinen. Der Comedian Firas Alshater schwärmt in seinem Buch Versteh einer die Deutschen von der poetischen Kraft, mit der man auf Arabisch liebt.

Im Schwarzwald dagegen höre sich ein klassischer Heiratsantrag etwa so an: „Des isch mei Häusle, des isch mei Mudda und freitags gibts Spätzle. Überlegsch dir’s hald.“ (Nicht alle können so schön schwäbeln wie Firas Alshater, deshalb nochmal, nun ja, auf deutsch: „Das ist mein Häuschen, das ist meine Mutter und freitags gibt’s Spätzle (schwäbische Nudeln). Überleg es dir halt.“)

Ob dieser junge Liebhaber Erfolg haben wird? Wollen wir es ihm wünschen, denn sonst, ja sonst…

Sonst blutet ihm das Herz! Das ist einerseits schade. Andererseits ist es sprachlich sehr hübsch, wenn einem „das Herz blutet“. Solange der junge Mann aus dem Schwarzwald glücklich verliebt und voll Hoffnung ist, macht es die deutsche Sprache ihm schwer, seine Gefühle in Worte zu kleiden. Wenn es ihm aber schlecht geht, bietet sie ihm eine Menge Idiome! 

Idiome für Angst

Sicher hatte er Furcht, als er zu seiner Geliebten ging. Was mag er in sein Tagebuch geschrieben haben? Vielleicht: „Angst und bange war mir, als ich es ihr sagte, oh ja, mir war himmelangst!

Vielleicht beschreibt er seine Furcht auch physisch:Ich habe Blut und Wasser geschwitzt! Wahrscheinlich hat jeder schon mal vor Angst geschwitzt, und wenn es richtig schlimm wird, schwitzt man eben Blut und Wasser. Jedenfalls metaphorisch – ansonsten sollte man sich lieber einem Arzt als seinem Tagebuch anvertrauen!

Zum Arzt gehen sollte man auch, wenn man vor Angst Durchfall bekommt. Solche psychosomatischen Probleme können schlimm sein – hoffentlich ist es nur ein Idiom, wenn der arme Schwarzwälder in sein Tagebuch schreibt: „Ich habe mir vor Angst in die Hosen gemacht. Was, wenn sie Mutters Spätzle nicht will? Als ich daran dachte, rutschte mir das Herz in die Hosen!“

Idiome für Glücksgefühle

Doch vielleicht wird ihm auch wieder leichter ums Herz. Vielleicht hat Glück. Vielleicht findet seine Geliebte zufällig seine Tagebücher und denkt sich: „Was ist er doch für ein Poet! Den muss ich heiraten, dafür esse ich sogar freitags Spätzle!“

Da würde er sich freuen wie ein Schneekönig! Freuen wir uns mit ihm – über all die schönen Idiome, mit denen wir auf Deutsch unsere Gefühle ausdrücken können.

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Karl Kelschebach möchte Lernende nicht nur mit den Absonderlichkeiten der deutschen Sprache versöhnen, sondern auch ihre Neugier auf die Kuriositäten des Lebens in Deutschland wecken. Ob Spargel, Beamtendeutsch oder die Deutsche Bahn - nichts ist vor seiner flotten Feder sicher. Über manches schreibt er liebevoll, über anderes biestig - aber eine Prise Humor ist immer dabei.

Karl Kelschebach not only wants to reconcile learners with the peculiarities of the German language, but also arouse their interest in the curiosities of life in Germany. Whether it's asparagus, administrative language or the German railway - nothing is safe from Karl's quick pen. He writes tenderly about some things, and meanly about others - but there is always a pinch of humour.

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