Der Durchbruch zum C1-Niveau

„Gut Ding will Weile haben“, lautet eine deutsche Redensart. Ihr seid auf dem Weg vom B2- zum C1-Niveau? Dann wisst ihr wahrscheinlich, dass in dieser Redensart mehr Wahrheit steckt, als ungeduldigen Lernenden lieb ist – aber das ist kein Grund zu verzweifeln.

Ziel C1-Niveau

Doch was unterscheidet das C1-Niveau überhaupt vom B2-Niveau? Die Eleganz, mit der wir uns in der Zielsprache bewegen. Auch auf B2-Niveau wissen sich Lernende ihren Weg durch das Wald von Deklinationen, Konjugationen und Idiomen zu bahnen – auf C1-Niveau jedoch schlüpfen sie flink wie ein Eichhörnchen hindurch.

Sie sprechen flüssiger, leicht verständlich und mit korrekter Intonation. Sie können zwischen verschiedenen Registern wechseln: Ein Telefonat mit der Vermieterin klingt bei ihnen anders als eine Unterhaltung mit der Nachbarin. Ein Schreiben an den Steuerberater liest sich anders als eine Chat-Nachricht an den Lover.

Solche Flexibilität erfordert einen großen Wortschatz und eine gewisse Leichtigkeit im Umgang mit grammatischen Strukturen. Dabei solltet ihr über große Ambitionen nicht die ganz basalen Dinge vergessen: Ein Verb im Konjunktiv glänzt nur dann so richtig, wenn es an der richtigen Position im Satz steht.

Wenn das Sprachbad nicht hilft…

Nun, da wir ein klares Bild vom C1-Niveau haben, ist natürlich die Frage, wie wir es erreichen. Eine beliebte Antwort ist: „Indem man vor Ort in die Zielsprache eintaucht!“ Abgesehen davon, dass unser Gehirn kein Schwamm ist, der, einmal ins Sprachbad getunkt, die Strukturen der Zielsprache von selbst aufsaugt, ist die Arbeitssprache vieler Expats in Berlin Englisch. Auch im Freundeskreis wird nicht unbedingt Deutsch gesprochen.

Auf das Sprachbad ist also kein Verlass. Verlass ist dagegen auf regelmäßiges Training. Das Internet ist voll von vermeintlichen Wundermittel. Doch auf Wunder ist kein Verlass – auf gut organisiertes Lernen schon.

Neue Kontexte erschließen

Klingt sehr nach der alten Ermahnung zu mehr Disziplin? Keine Sorge, das gut organisierte Lernen kann viel Spaß machen! Wie wäre es zum Beispiel, ein Hobby auf Deutsch zu treiben? Birdwatching? Power-Yoga?  Ein kurioser Fetisch? Das geht alles auch auf Deutsch! Notiert euch Redewendungen, Wortschatz, besondere grammatische Strukturen, die euch bei eurem Hobby öfters begegnen.

Auf B2-Niveau habt ihr sicher gelernt, euch in manchen Kontexten mühelos zu bewegen. Nun ist es Zeit, Neues auszuprobieren. Sucht euch Herausforderungen – wenn ihr euch vor spontanen Unterhaltungen auf Deutsch fürchtet, solltet ihr euch dringend mal spontan auf Deutsch unterhalten.

Zu brutal? Dann sucht nach Videos von Situationen, mit denen ihr euch noch schwertut. Wer Lust auf Kreativität hat, kann auch Rollenspiele entwickeln: Smalltalk in der U-Bahn, Bewerbungsgespräch, dramatischer Auftritt bei einem Song Contest – je nachdem, welche Skills ihr erweitern wollt. Nehmt euch selbst auf und wertet das Ergebnis mit eurem Tandem-Partner oder Sprach-Trainer aus.

Erfolge feiern

Auswerten heißt übrigens nicht einfach, Fehler festzustellen, sondern auch, Fortschritte zu sehen. Wer sich bewusst macht, was gelungen ist, bleibt motiviert. Nehmt euch deshalb jeden Tag oder jede Woche ein paar Minuten Zeit, um eure Erfolge zu feiern.

Was können nun wir als Sprachtrainer tun, um euch auf eurem ganz persönlichen Weg zum C1-Niveau zu begleiten? Wir bieten euch authentisches Sprachmaterial an, das auf eure persönlichen Ziele abgestimmt ist, und entwickeln mit euch Lernstrategien, die auch dann helfen, wenn ein das Sprachbad nicht hilft. Wenn ihr weitere Ideen und Anregungen habt – wir sind gespannt, sie von euch zu erfahren! Ihr erreicht uns unter info@allonboard.com oder telefonisch unter 030 39 83 39 93.

 

 

 

Idiome machen’s möglich: eine Schwarzwälder Romanze

Keine Angst vor Idiomen! Sie machen die Sprache reicher. Manche machen sogar glücklich.

Wenn die Lernenden in meinen Kursen deutsche Idiome benutzen, freue ich mich immer wie ein Schneekönig. Das ist eines meiner Lieblingsidiome: sich freuen wie ein Schneekönig

Der Schneekönig (ornithologisch korrekter: „Zaunkönig“) ist ein kleiner Vogel, der auch im Winter singt und singt und singt. Das macht sogar Berlinern gute Laune!

Gute Laune machen auch Idiome. Manche haben kuriose Geschichte, andere klingen einfach lustig. Mit Idiomen kann man nicht nur Deutschlehrer begeistern, man kann auch viel Spaß mit ihnen haben. Und manches kann man nur idiomatisch richtig ausdrücken. Zum Beispiel Gefühle.

Gefühle auf Deutsch ausdrücken

Beginnen wir mit einem ganz großen: der Liebe! Wie drückt man auf Deutsch eigentlich Liebe aus? Gar nicht, könnte man meinen. Der Comedian Firas Alshater schwärmt in seinem Buch Versteh einer die Deutschen von der poetischen Kraft, mit der man auf Arabisch liebt.

Im Schwarzwald dagegen höre sich ein klassischer Heiratsantrag etwa so an: „Des isch mei Häusle, des isch mei Mudda und freitags gibts Spätzle. Überlegsch dir’s hald.“ (Nicht alle können so schön schwäbeln wie Firas Alshater, deshalb nochmal, nun ja, auf deutsch: „Das ist mein Häuschen, das ist meine Mutter und freitags gibt’s Spätzle (schwäbische Nudeln). Überleg es dir halt.“)

Ob dieser junge Liebhaber Erfolg haben wird? Wollen wir es ihm wünschen, denn sonst, ja sonst…

Sonst blutet ihm das Herz! Das ist einerseits schade. Andererseits ist es sprachlich sehr hübsch, wenn einem „das Herz blutet“. Solange der junge Mann aus dem Schwarzwald glücklich verliebt und voll Hoffnung ist, macht es die deutsche Sprache ihm schwer, seine Gefühle in Worte zu kleiden. Wenn es ihm aber schlecht geht, bietet sie ihm eine Menge Idiome! 

Idiome für Angst

Sicher hatte er Furcht, als er zu seiner Geliebten ging. Was mag er in sein Tagebuch geschrieben haben? Vielleicht: „Angst und bange war mir, als ich es ihr sagte, oh ja, mir war himmelangst!

Vielleicht beschreibt er seine Furcht auch physisch:Ich habe Blut und Wasser geschwitzt! Wahrscheinlich hat jeder schon mal vor Angst geschwitzt, und wenn es richtig schlimm wird, schwitzt man eben Blut und Wasser. Jedenfalls metaphorisch – ansonsten sollte man sich lieber einem Arzt als seinem Tagebuch anvertrauen!

Zum Arzt gehen sollte man auch, wenn man vor Angst Durchfall bekommt. Solche psychosomatischen Probleme können schlimm sein – hoffentlich ist es nur ein Idiom, wenn der arme Schwarzwälder in sein Tagebuch schreibt: „Ich habe mir vor Angst in die Hosen gemacht. Was, wenn sie Mutters Spätzle nicht will? Als ich daran dachte, rutschte mir das Herz in die Hosen!“

Idiome für Glücksgefühle

Doch vielleicht wird ihm auch wieder leichter ums Herz. Vielleicht hat Glück. Vielleicht findet seine Geliebte zufällig seine Tagebücher und denkt sich: „Was ist er doch für ein Poet! Den muss ich heiraten, dafür esse ich sogar freitags Spätzle!“

Da würde er sich freuen wie ein Schneekönig! Freuen wir uns mit ihm – über all die schönen Idiome, mit denen wir auf Deutsch unsere Gefühle ausdrücken können.

Wenn ihr deutsche Idiome mit uns erkunden wollt, schreibt uns oder ruft uns an! www.allonboard.de

Moin? Grüezi? Oder einfach Hallo?

Welchen Gruß kann man in welcher Region benutzen?

all on board - which greeting?

This is our first post in German by Karl, a trainer at All on Board. As many of our course participants are B1 level or above, we wanted to offer something fun to read ‘auf Deutsch’.

So here goes!

„Moin!“

Also nochmal auf Deutsch: Moin! Moment mal: Heißt das nicht „Guten Morgen“? Aber vielleicht ist es ja Abend? Vielleicht kommt ihr gerade von der Arbeit. Oder es ist Nacht und ihr habt gerade die dritte Flasche Rotwein mit Freunden geleert – da ist der Blog einer Sprachschule doch genau das Richtige. Oder nicht?

all on board - which greeting?

Mit „moin“ begrüße ich euch aber gar nicht, weil ich glaube, unser Blog sei eure Morgen-Lektüre. „Moin“ schreibe ich, weil ich aus Norddeutschland komme. Dort sagt man zu jeder Tages- und Nachtzeit „moin“ – nicht nur morgens, wie zum Beispiel in Berlin.

Nicht alle kennen die Sitten der Norddeutschen. Viele Urlauber wundern sich, wenn sie abends mit „moin“ oder „moin moin“ angesprochen werden – ein Scherz? Wollen die Leute von der Küste irgendwie lustig sein? Bekannt für ihren Humor sind sie eigentlich nicht… Haben sie vielleicht zu viel von ihrem berühmten Kümmelschnaps getrunken und können deshalb keine Tageszeiten mehr unterscheiden?

Oder lieber „Grüß Gott“?

Nein, „moin“ ist einfach eine spezielle Grußformel – genau wie das süddeutschen „Grüß Gott“. Für Norddeutsche klingt „Grüß Gott“ wie die Aufforderung, dem lieben Gott schöne Grüße zu bestellen, falls sie ihn zufällig treffen. Dabei ist „Grüß Gott“ eine Kurzform von: „Grüße dich Gott!“ Das Verb steht im Konjunktiv I. Er drückt hier den Wunsch nach einem Ereignis aus: Gott möge den Angesprochen grüßen.

Ist aber auch egal: Man kann auch „Grüß Gott“ sagen, ohne sich mit dem Konjunktiv I auszukennen. Man muss nicht mal katholisch sein – „Grüß Gott“ bedeutet nichts anderes als „Servus“. Wieder so eine regionale Grußformel – für die Schweizer unter euch: „Servus“ heißt einfach „Grüezi“.

Übrigens: Wenn ihr einen Gruß nicht versteht, wiederholt ihn einfach – damit macht ihr nichts falsch: Die Antwort auf „Moin“ ist „Moin“, „Grüß Gott“ erwidert man mit „Grüß Gott“, „Servus“ mit „Servus“, „Grüezi“ mit „Grüezi“. Strange? Dann sagt einfach „Guten Tag“ – das versteht man im gesamten deutschsprachigen Raum.

Oder doch auf Standarddeutsch?

Habt ihr Spaß an sprachlichen Kuriositäten? Dann schreibt uns doch mal eine Mail mit der Anrede „Moin“. Das ist in Berlin zwar nicht üblich – aber ich komme ja aus Norddeutschland und weiß Bescheid.

all on board - which greeting

Wenn ihr mich richtig sentimental machen wollt, könnt ihr auch „Glück auf!“ schreiben – das erinnert mich an meinen Großvater, der im Bergbau arbeitete. Mit „Glück auf!“ begrüßten sich früher die Bergleute. Wer seriös wirken will, macht so was natürlich nicht, sondern bleibt bei „Liebe/Lieber XY“ oder „Sehr geehrte Frau XY/Sehr geehrter Herr XY“.

Wie auch immer ihr uns grüßt – wir freuen uns auf eure Mail an info@allonboard.de